Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, verlangt das Eingreifen der EU-Kommission, um die Missstände bei den Arbeitsbedingungen auf Feldern, Plantagen und in Schlachthöfen zu beseitigen.
Niedrigste Löhne, unklare rechtliche Arbeitsverhältnisse, unzumutbare hygienische Bedingungen: Seit ewigen Zeiten und damit lange vor Corona leiden die Arbeitskräfte auf den Feldern und Obstplantagen sowie den Schlachthöfen unter ausbeuterischen Bedingungen. Jetzt, inmitten der Pandemie, wiegen diese katastrophalen Bedingungen doppelt schwer. Die Gesellschaft ist auf die Arbeit dieser Menschen angewiesen: Ohne sie gibt es deutlich weniger Gemüse, Obst und Fleisch. Dennoch behandelt die Gesellschaft diese Menschen mies, geht mit ihnen um, als wären sie Menschen zweiter oder dritter Klasse. Der Skandal besteht darin, dass Gesellschaft, Mitgliedstaaten und EU-Kommission wegschauen. Jeder tut so, als ginge ihn das nichts an.
Erst kürzlich beschrieb eine Darstellung des Europäischen Gewerkschaftsverbands EFFAT, der im Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Tourismus engagiert ist, sehr plastisch, das der Agrarsektor wie kein zweiter Bereich betroffen ist von Arbeitsunfällen und von Krankheit. Kein Wunder angesichts der ausbeuterischen Bedingungen. Mit dieser miserablen Lage, die nun gerade während der momentanen Pandemie so offen und schonungslos zu Tage tritt, muss jetzt endgültig Schluss gemacht werden.
Ich verlange von der Kommission, dass sie unverzüglich eingreift. Die Ausbeutung von Saisonarbeitskräften auf dem Acker und Hilfsarbeitern in der Fleischindustrie muss aufhören. Hier hilft nur ein einheitliches Vorgehen mit europaweiter Gültigkeit.
Es geht nicht nur um das Hygienemanagement, um Mundschutz, Handschuhe oder Einzelzimmer mit Waschmöglichkeiten statt Massenunterkünften. Auch nicht um kurzfristige Übergangslösungen wie den Transport der Arbeitnehmer mit privaten Pkw‘s statt mit Kleinbussen. Sondern es geht generell um faire und sichere Arbeitsbedingungen. Arbeiten, die nur zeitlich begrenzt anfallen oder für die es vor Ort in Spitzenzeiten nicht genügend Arbeitnehmer*innen gibt, wird es immer geben. Insofern ist der Austausch von Arbeitskräften und Saisonarbeitern in Europa zunächst nichts Kritikwürdiges. Saisonarbeiter*innen kommen zu uns, um mit dem Einkommen ihre Familien oder ihre eigene Kleinstlandwirtschaft zu stützen, weil sie dies aus unterschiedlichen Gründen zu Hause nicht können.
Diese Umstände dürfen jedoch dafür ausgenutzt werden, um mit billiger Arbeitskraft billige Produkte auf den Markt oder in den Export zu werfen. Das muss jedoch endlich aufhören. Wir müssen für ganz Europa darauf hinarbeiten, dass Landwirtschaft und Weiterverarbeitung sich nachhaltig entwickeln können und die Preiskalkulation unserer Lebensmittel nicht auf Dumpinglohn aufgebaut wird.
Quelle: www.martin-haeusling.eu
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