Besorgniserregende Funde: Die Ergebnisse eines einmaligen Pilot-Projektes der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament zeigen, bei über der Hälfte der in NRW getesteten Personen sind Pestizide mit hormonverändernden Eigenschaften, so genannte Umwelthormone, in Haarproben gefunden wurden.
Rückstände in jeder zweiten Probe
„Die Ergebnisse sind alarmierend. Jede zweite Testperson in NRW hat substantielle Mengen endokrine Disruptoren im Körper. Die Ergebnisse müssen ein Weckruf sein, das Zulassungsverfahren für Pestizide zu verschärfen. Alle Studien müssen öffentlich werden, auch wenn die Ergebnisse den Chemie-Herstellern nicht passen. Hormonverändernde Substanzen müssen überall vom Feld und aus den Häusern verschwinden.
Unser Test für NRW zeigt auch, dass es keine Rolle spielt, wie nah eine Person an landwirtschaftlichen Flächen wohnt: Menschen aus Stadt und Land sind gleichermaßen betroffen. Die Pestizide werden vermutlich über die Nahrung und das Trinkwasser aufgenommen oder als Insektenvernichtungsmittel für Haustiere eingesetzt. Ein weiteres Ergebnis: Das Alter spielt kaum eine Rolle, vom Kleinkind bis zum 70-Jährigen sind alle betroffenen. Das ist gerade angesichts der nachgewiesenen Auswirkungen auf Entwicklungsprozesse bei Kindern äußerst bedenklich. Auch in meinen Haaren wurden diese gefährlichen Stoffe gefunden, obwohl ich auf meine Ernährung achte und zu Hause keine Pestizide einsetzen. Es ist erschreckend, dass wir nicht mehr selbst nicht in der Hand haben, was in unseren Körper gelangt.”
Mona Neubaur, Landesvorsitzende der Grünen in NRW, die auch selbst am Test teilgenommen hat, kommentiert:
„Die Landesregierung ist dringend aufgefordert, eine andere Form der Landwirtschaft zu fördern. Vorrang vor den Interessen der Pestizid-Hersteller und der industriellen Landwirtschaft muss künftig die Gesundheit der Menschen haben. Die Ergebnisse belegen, der menschliche Körper ist Teil der Nahrungskette. Es geht um die Veränderung des menschlichen Hormonsystems. Diese können zu Entwicklungsstörungen, Unfruchtbarkeit, Krebs, neurologischen Erkrankungen und anderen Erkrankungen führen. Wir können es nicht länger hinnehmen, dass solche Stoffe – etwa über das Wasser, die Nahrung oder auch der heimischen Anwendung – in die Körper der Menschen gelangen.“
Hintergrund:
Bisher war unklar, wie weit endokrine Disruptoren durch den Pestizid-Einsatz in der Bevölkerung verbreitet sind. Der neuartige Ansatz des Haar-Tests hat eine erste Beantwortung dieser Frage jetzt möglich gemacht. Denn anders als bei Blut- und Urin-Tests lassen sich Haare leicht entnehmen und einfach ans Labor in einem Briefumschlag verschicken. Zudem kann die Langzeit-Belastung erfasst werden, weil sich die Pestizid-Rückstände in Haaren noch Monate später in geringsten Mengen nachweisen lassen.
Quelle: www.gruene-nrw.de
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