Das junge Grün in Velberts Wäldern kann es nicht verdecken: der Wald ist an ganz vielen Stellen lichter geworden, große, alte Bäume sind verschwunden. Und diese zahlreichen Baumentnahmen schaden Velberts Stadtwäldern offenbar mehr als bislang geahnt: Aus einer Stellungnahme des Forstingenieurs Josef Eichler, welcher im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen den Langenhorster Wald im April begangen hat, geht klar hervor, dass die hier praktizierte Art der Waldbewirtschaftung nicht mit den Zielen des Klima- und Umweltschutzes vereinbar und als Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel sogar kontraproduktiv ist.
Die großen Lücken im Kronendach lassen die Sonnenstrahlen ungehindert weit in den Bestand einfallen, als Folge steigen die Temperaturen im Wald deutlich an und der Waldboden trocknet stärker aus. Bei den zu erwartenden heißen und trockenen Sommern haben junge Bäume keinen Schutz mehr und verdorren, die großen Reisighaufen in der prallen Sonne sorgen für zusätzliche Waldbrandgefahr. So sorgen die Baumentnahmen für weiteres Waldsterben mit negativen Folgen auch für die Gesundheit der Menschen und Tiere, die dringend auf solche kühleren Umgebungsräume angewiesen sind.
Zusätzlich wurde der Boden an den Stellen stark verdichtet, an denen mit schwerem Gerät breite Rückegassen tief in den Wald gefahren worden sind. Als Folge verliert der Boden seine Fähigkeit Wasser zu speichern stark. Bei den Baumfällungen und Manövern im Wald wurden zudem auch einige stehende Bäume verletzt und sind nun anfälliger für Pilze.

Forstingenieur Josef Eichler (Waldakademie Wohlleben), Dr. Esther Kanschat (Grüne Landtagskandidatin)
Und: es gibt keine Gründe für die Baumfällungen. So existiert keine reguläre Verkehrssicherungspflicht gegen waldtypische Gefahren an Waldwegen. Dies bestätigt u.a. ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2012. Zudem sind insbesondere im Langenhorster Wald auch zahlreiche mächtige Buchen und Eichen, die gar keine sogenannten Gefahrenbäume waren und teilweise sogar deutlich abseits der Wege standen, gefällt worden.
Dazu erklärt Esther Kanschat, Landtagskandidatin von Bündnis 90 / Die Grünen Velbert: „Da seitens der TBV betont wird, dass mit den Baumfällungen keine Gewinne gemacht werden, schwächen wir gerade die wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel, ohne dass uns daraus ein Vorteil an anderer Stelle entsteht.“
Leider wird der eigentliche Wert des Waldes von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung mehrheitlich geringschätzt und so durch diese Maßnahmen zerstört. Gerade die große Zahl mächtiger alter Buchen und Eichen ist in deutschen Wäldern nur noch selten zu finden und daher besonders schützenswert, weshalb Förderprogramme von Land und Bund z.B. für solche Bäume existieren. Auch gibt es die Möglichkeit des „Waldsponsorings“ für weitgehend intakte Wälder. Wenn diese Instrumente durch die TBV geschickt genutzt würden, könnten sogar Einnahmen ohne Ausgaben für die Waldbewirtschaftung erzielt werden.
Gute Gründe, für die Grünen einen Fällungsstopp zu fordern. Und das so lange, bis ein Konzept vorliegt, nach dem die Velberter Wälder zukünftig so bewirtschaftet werden, dass sie ihre Funktion auch noch für viele Generationen erfüllen können.
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