Seit Jahren warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem postantibiotischen Zeitalter, in dem resistente Keime dazu führen, dass einfachste Infektionen beim Menschen nicht mehr behandelt werden können. Ein Grund für die Entwicklung von Resistenzen ist der ungezielte und übermäßige Einsatz der Medikamente in der Tierhaltung.
Halbherzige Politik der Bundesregierung
Die Bundesregierung versprach 2014, dies mit dem 16. Gesetz zur Änderung des Arzneimittelgesetzes zu ändern. Die damals verabschiedeten Maßnahmen waren jedoch halbherzig. Es war klar, dass sie keine grundlegenden Verbesserungen bringen würden. So fehlte es an konkreten Regelungen, um „Reserveantibiotika“ aus den Ställen zu bannen. Reserveantibiotika sind Mittel, die für Kranke im Notfall überlebenswichtig sein können und oftmals dann eingesetzt werden, wenn sonst nichts mehr hilft. Um ihre Wirksamkeit zu erhalten, müssten sie besonders sparsam eingesetzt werden.
Zudem tat die Bundesregierung nichts, um das Leben der Tiere in der Landwirtschaft zu verbessern. Dabei ist klar: Gesunde Tiere brauchen keine Antibiotika. Eine bessere Tierhaltung ist also der Schlüssel, um den Antibiotikaeinsatz nachhaltig und verantwortungsvoll zu senken.
Ein Zwischenbericht der Bundesregierung belegt jetzt, zu welchen Schieflagen die Politik der Bundesregierung geführt hat. Zwar wurde die Gesamtmenge an Antibiotika in der Tierhaltung reduziert, jedoch ohne die Haltungsbedingungen zu verbessern. Auch bei den Reserveantibiotika wurde kein Durchbruch erreicht. Beim Geflügel machen solche Mittel sogar 40 Prozent des Verbrauchs aus. Weil an der Tierhaltung nichts verbessert wurde, bringen die neuen Regelungen viele Tierärztinnen und Tierärzte zudem in ein ernsthaftes Dilemma: 80 Prozent der Veterinärinnen und Veterinäre geben an, sich zwischen ihrer Verpflichtung für den Tierschutz und der Reduktion des Antibiotikaeinsatzes hin- und hergezogen zu fühlen. Die Tierärzte nahmen eine Zunahme von Todesfällen, erkrankten Tieren und Schlachtbefunden wahr. Der Plan der Bundesregierung geht also nicht auf.
Gesundheit von Tiere und Menschen gehen Hand in Hand
Wir sind überzeugt: Die Gesundheit von Tieren und die Gesundheit von Menschen gehen Hand in Hand. Wir fordern die Bundesregierung auf, den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung endlich mit einem schlüssigen Gesamtkonzept zu bekämpfen.
Dazu gehört:
- Bessere Tierhaltung
Alle Tiere brauchen mehr Platz, Auslauf, Einstreu und Beschäftigung. Wir setzen uns dafür ein, dass artgerechte Haltung zum Standard, den Bäuerinnen und Bauern vergütet und für Verbraucherinnen und Verbraucher klar gekennzeichnet wird. Nur so kann der Medikamenteneinsatz reduziert werden, ohne dass die Tiere darunter leiden müssen. - Bessere Tierzucht
Die einseitige Zucht auf immer mehr Leistung überfordert unsere Tiere und ist mitverantwortlich für den hohen Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung. Wir wollen eine Zucht fördern, bei denen die Gesundheit und Robustheit der Tiere im Vordergrund steht. Wir wollen den Einsatz von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung verbieten. - Bestandsbehandlung
Eine antibiotische Behandlung von ganzen Tierbeständen ist heute noch die Regel. Wir wollen sie zur Ausnahme machen und an einen Krankheitserregertest verknüpfen – damit die Tierärztinnen und Tierärzte wissen, gegen welchen Keim sie behandeln müssen und nicht wahllos Antibiotika-Breitbandbehandlungen starten. - Erfassung
Der Antibiotikaeinsatzes auf Betriebsebene bleibt bisher intransparent. Wir wollen, dass der Einsatz antimikrobieller Mittel in so genannten Tagesdosen erfasst wird, deren Berechnung für jeden verständlich ist.
Quelle: www.gruene-bundestag.de
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