Eier-Skandal: Endlich Verbraucherinnen und Verbraucher wirkungsvoll schützen

Agrarwirtschaft stellt Profite über alles: Im Skandal um belastete Eier lässt Landwirtschaftsminister Schmidt die Verbraucherinnen und Verbraucher im Regen stehen. (Foto: jackmac34 -pixabay.com)

Der Lebensmittelskandal um belastete Eier wird immer größer. Die zuständige niederländische Behörde meldet, dass dort mittlerweile bei Eiern aus 138 Betrieben das Insektizid Fipronil gefunden wurde. Zuvor war man von 28 betroffenen Betrieben ausgegangen. Bei Eiern aus 60 Betrieben waren die Fipronilwerte so hoch, dass sie nicht an Kinder gegeben werden sollen. In Deutschland reagierten erste Discounter damit, alle Frischeier aus dem Verkauf zu nehmen.

Während die niederländischen Behörden frühzeitig warnten, passierte in Deutschland – außer auf Länderebene – erst einmal nichts. Vom zuständigen Bundesminister Christian Schmidt war tagelang kein Ton zu hören. Dabei war schnell klar, dass auch bei uns viele Eier aus den Niederlanden verkauft werden – und dass auch Betriebe aus Deutschland (unwissend) Reinigungsmittel einsetzten, die mit Fipronil versetzt waren.

Die auch für gesundheitliche Risiken zuständige Bundesbehörde, das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), beschwichtigt bis heute auf ihrer Website, dass sich selbst für Kinder kaum Gefahren ergeben, wenn sie belastete Eier essen – mit dem Argument, dass Kinder hierzulande im Durchschnitt nicht so viele Eier wie in anderen EU-Staaten essen würden. Die Behörde, die für das Management von Lebensmittelsicherheit und -krisen verantwortlich ist – das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) – schweigt bislang. Informationen auf der BVL-Seite „lebensmittelwarnung.de“ sind unzureichend. Dass dort auf die Homepage des niederländischen Wirtschaftsministeriums verwiesen wird, auf dem die Warnungen und Informationen auf Niederländisch angegeben sind, kann man kaum als transparent und verbraucherfreundlich bezeichnen.

Viel zu lang gab es von öffentlicher Seite keine bundesweit gültige Liste mit den Codes der betroffenen Eier oder eine bundesweit einheitliche Handlungsempfehlung für Verbraucherinnen und Verbraucher: kann man überhaupt noch Eier essen? Wenn ja, welche und wie viele? Diese Leerstelle wird aktuell nur durch Bundesländer wie Niedersachsen gefüllt, die sich um größtmögliche Aufklärung bemühen.

WAS JETZT ZU TUN IST

Es darf nicht sein, dass Bürgerinnen und Bürger beim Verbraucherschutz länger im Regen stehen. Wir fordern darum:

  • Jetzt muss durch Landwirtschaftsminister Schmidt bundesweit kontrolliert und transparent gemacht wird, wie viele Betriebe in Deutschland von gepanschten Reinigungsmitteln betroffen sind.
  • Herr Schmidt muss für bundesweite Informationen und konkrete Handlungsempfehlungen an Verbraucherinnen und Verbraucher sorgen. Es kann nicht sein, dass sie mit beschwichtigenden Äußerungen einzelner Behörden alleine gelassen werden. Das Informationsportal „lebensmittelwarnung.de“ des BVL muss verbraucherfreundlicher und transparenter über die betroffenen Eier und Produkte informieren.
  • Die Bundesregierung muss sich bei unseren europäischen Partnern in Belgien und den Niederlanden dafür einsetzen, dass die Verursacher schnell ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden.
  • Auch verarbeitete Eier-Ware braucht die individuelle Stempelnummer, damit Verbraucherinnen und Verbraucher wie auch bei Frühstückseiern gewarnt werden könnten. Nur dieser Nummerncode zeigt auf, aus welchem Betrieb die Eier kommen. Die Rückverfolgbarkeit muss eindeutig sein, die Verbraucherinnen und Verbraucher haben mehr Gesundheitsschutz verdient.
  • Das aktuelle System der Lebensmittelsicherheit und -überwachung muss auf den Prüfstand. Der Fipronilskandal ist ein weiterer Beleg dafür, dass dieses System für den Krisenfall nicht taugt. Wir brauchen ein effektiveres Krisenmanagementsystem des Bundes, das bei ersten Indizien zu länderübergreifenden Lebensmittelkrisen die Koordination übernimmt und einheitliche Informationen öffentlich zur Verfügung stellt, die den Verbraucherinnen und Verbrauchern wirklich helfen.
  • Fipronil muss in den Nationalen Rückstandskontrollplan aufgenommen werden, nach dem bundesweit systematisch Lebensmittel untersucht werden.
  • Fipronil wirkt ähnlich wie die berüchtigten Neonikotinoide schon in sehr geringen Mengen schädlich auf Bestäuber und andere Insekten. Daher fordern wir ein umfassendes Verbot dieses Insektizids in der Landwirtschaft – zum Schutz der Bienen und der Verbraucherinnen und Verbraucher gleichermaßen.

Quelle: www.gruene.de

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